Gronauer Karateka fuhren zu Ihren Wurzeln nach China

Eine außergewöhnliche Reise unternahmen fünf Karateka des Karate Gronau e.V. im März/ April 2012. Ziel der Reise war der Ort Yongchun in der Provinz Fujian im Süden Chinas. Hier liegen die historischen Wurzeln des Karate. Yongchun Baihequan (Der weiße Kranich aus Yongchun) ist die chinesische Kampfkunst, aus der die heute existierenden Karate-Stile entstanden sind. An dem Ort zu trainieren, wo alles seinen Anfang nahm, war… für die Gronauer Karateka ein besonderes Erlebnis, war Ehre und Herausforderung zugleich. Meister Pan Cheng Miao (72, Bild) ist der jetzige höchstrangige Vertreter des Stils; er ist der Leiter des ältesten und traditionsreichsten Wushuguans (Clubs) am Ort,  wo er gemeinsam mit seinem Sohn Pan Qiong Qi (42) lehrt.
Mit großer Herzlichkeit wurden die Karateka von der ganzen Familie begrüßt; der Wunsch, ihre  Kampfkunst zu erlernen, löste erkennbare Freude aus und stieß auf großes Entgegenkommen. Es folgten 12 Tage intensiven Trainings. Darüber hinaus gab es viele Fragen zu beantworten , Prinzipien zu verstehen und zu dokumentieren: schließlich sollen die Übungen in der Heimat fortgesetzt werden können. Schon in den ersten Trainingseinheiten wurde klar, wie sich Karatetechniken, wie man sie heute in Europa kennt und übt, verändert haben – vor allem konnte man sehen, dass den Techniken und Bewegungsabläufen zum Teil völlig andere Bedeutungen zugeordnet werden, in der Tat eine gewinnbringende Erfahrung! In kurzen Pausen und nach den Trainingseinheiten fand man sich zu einem Tee zusammen und es gab Gelegenheit zum Austausch. Hier erfuhren die Besucher viel über die historischen Hintergründe und Entwicklung des Yong Chun Bai He Quan. Nicht immer war die Kommunikation leicht, denn Meister Pan und sein Sohn gehören zur Volksgruppe der Hakka und sprechen die chinesische Standardsprache nur mit deutlicher Färbung, so dass auch diejenige der mitgereisten Karateka, die etwas Chinesisch spricht, bei den Unterhaltungen mächtig ins Schwitzen kam. Aber alle trugen mit ihrer Begeisterung zum Gelingen der Unterhaltung bei, auch wenn diese manchmal mit Händen und Füßen stattfand. Yongchun ist ein Ort in Südchina, der ca. 180 km landeinwärts von der bekannteren Hafen Xiamen (früher: Amoy) liegt. Mit ca. 500.000 Einwohnern gehört die Stadt zu den kleineren Orten in China. Der sehr ländliche Charakter war deutlich spürbar. Touristen waren kaum zu sehen, und die fünf Langnasen, die zweimal am Tag mit ihren Fahrrädern quer durch die Stadt fuhren, erregten einiges Aufsehen. Vor allem die zahlreichen Kinder machten ihre Mütter immer wieder auf die Ausländer aufmerksam und waren oft erkennbar zwischen Neugier und Scheu hin und her gerissen. Immer aber waren die Begegnungen freundlich, und jede der ca. 30minütigen Fahrten durch die Stadt war begleitet von einer Vielzahl von „Hello“-Rufen. Einkaufen wurde einfach: sobald die Europäer in einem Supermarkt auftauchten, waren gleich mehrere Angestellte an ihrer Seite und bemühten sich, zu finden, was immer gesucht wurde, selbst wenn es sich um so abwegige Dinge handelte wie Käse, Brot und Joghurt. „Wer zu uns kommt, um Bai He Quan zu lernen, dem zeigen wir auch unsere Kultur“, so Pan Qiong Qi, der Sohn des Meisters. Besonders außergewöhnlich war der Besuch an den Gräbern der Vorfahren, zu dem die Besucher am Totengedenktag, dem 04.04. eingeladen wurden. An diesem Tag besuchen die Menschen die meist verstreut liegenden Gräber ihrer Eltern, sie richten sie her, es werden Opfergaben gebracht sowie Räucherwaren und Feuerwerk abgebrannt. Anschließend ging es zu einem gemeinsamen Essen – eine immer wieder nicht ganz leichte Herausforderung für die Gaumen westeuropäischer Besucher. Alles in allem war dieser Besuch ein großer Erfolg. Die Gronauer Karateka haben viel gelernt: über die Wurzeln ihrer Kampfkunst, über das Kung Fu im Stil des Weißen Kranichs, über China, die Menschen dort, die Kultur und nicht zuletzt das Essen am anderen Ende der Welt. Sie haben Freunde gefunden und klar ist: „Wir fahren wieder hin, und bis dahin wird geübt.“ Der Gronauer Karate Verein lädt Interessierte zu den Trainingszeiten (s. Internet: www.karate-gronau.de) zum kostenfreien Probetraining ein. Wir freuen uns auf Ihr Interesse!
Updated: 30. Dezember 2012 — 13:21
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