Seit einigen Jahren nun schon beschäftigt sich Karate Gronau e.V unter Leitung von Haki Celikkol (6. Dan) intensiv mit dem Ryuei Ryu, einem okinawischen Karate-Stil, der in Europa noch nicht offiziell vertreten ist. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde der Stil, der immer noch im Besitz der Familie Nakaima ist (derzeitiger Soke: Kenji Nakaima), erstmals im Jahr 1986, als Tsuguo Sakumoto die Weltmeisterschaft mit der herausragenden Darbietung der Kata Anan im Ryuei Ryu Stil gewann. Sakumoto Sensei selbst weilte später für die Dauer eines Jahres an der Sporthochschule in Köln und gab viele Seminare; etliche Karateka nutzten damals die Möglichkeit, an diesen teilzunehmen. Ein weiterer Ort für die Lehre wurde in Deutschland oder auch Europa seitdem nicht etabliert.
Die ästhetischen und praktischen Eigenheiten des Stils faszinierten Haki Celikkol (damals selbst Mitglied der türkischen Nationalmannschaft) seither. Im Jahr 2010 reiste er darum zum ersten Mal mit einer Delegation seiner Schüler nach San Diego (Kalifornien). Dort lehrt der panamerikanische Leiter, Kyoshi Tomohiro Arashiro (8. Dan), selbst Schüler von Soke Kenji Nakaima von Kindesbeinen an. Es begann eine intensive Trainingsbeziehung, im Rahmen derer Haki Celikkol in diesem Sommer wiederum nach San Diego reiste – um den Stil klar und unvermischt zu erhalten, um seine durchaus außergewöhnlichen Eigenheiten erneut in sich aufzunehmen und um hierdurch eine authentische Lehre zu sicherzustellen.
Mittlerweile üben wir im Karate Gronau e.V im Bereich Kata ausschließlich die sieben öffentlich bekannten Handformen des Ryuei Ryu. Zu betonen ist, dass die Lehre von Kyoshi Arashiro die sportlich motivierten Veränderungen seit den 80er Jahren weitgehend ausblendet und dem stark anwendungsbezogenen Ursprung nahe geblieben ist. Die realistische Anwendung der Karate-Techniken ist denn auch in der Lehre unseres Meisters Haki Celikkol schon immer ein sehr bedeutsamer Aspekt gewesen (der nicht zuletzt sein Interesse am Ryuei Ryu begründete). Zu diesem Zweck erfolgt zum Beispiel das Sparring in unserem Verein in Schutzkleidung – eine Voraussetzung für effektive Partnerübungen, worauf bereits das vorherige Familienoberhaupt des Ryuei Ryu, Kenko Nakaima (1911-1989) hinwies.
Durch den starken Anwendungsbezug ist das Ryuei Ryu Karate für alle Karateka auch anderer Stilrichtungen überaus interessant – ohne dass eine grundsätzliche Umorientierung vonnöten wäre. Haki Celikkol: „Bisher erworbenes Können aus den unterschiedlichsten Stilen wird durch das Trainieren dieses anspruchsvollen Stils hervorragend ergänzt; es kultiviert den Körper und verschafft neue Einsichten. Es vermittelt spannende Erkenntnisse in die Anwendungen auch des bisher geübten Karate-Stils“. Ryuei Ryu ist also auch (oder sogar besonders) attraktiv für bereits erfahrene Karateka, die ihrem eigenen Karate eine Weiterentwicklung ermöglichen wollen.
Bildunterschrift:
v.l.n.r. Shihan Alfonso Gomez; Werner Kottig, Judith Weiter und Haki Celikkol vom Karate Gronau; Kyoshi T. Arashiro